Donnerstag, 5. Oktober 2017

EXPO REAL 2017: TRENDBAROMETER FÜR DIE IMMOBILIENBRANCHE

Die Gewerbemesse für nationale und internationale Immobilienfachleute und Investoren findet in diesem Jahr in München bereits zum zwanzigsten Mal statt und ist Pulsmesser für die gesamte Branche. 

Die Immobilienwelt freut sich seit langem auf das Fixpunkt des Jahres, auf die wichtigsten Trends, auf das Netzwerken, möglicherweise bereits auf Geschäftsabschlüsse von zuvor eingeleiteten Projekten und auch auf Feiern unter Kollegen und Gleichgesinnten. Mit 1.900 Ausstellern aus 35 Ländern sind in diesem Jahr zehn Prozent mehr Unternehmen vertreten als im Vorjahr.

Die Expo Real ist dabei nicht allein ein Forum, in dem das Motto "see and be seen" gilt - sondern ein fest eingeplantes und wesentliches Arbeitsinstrument, eine Marktplatz, der Trends veranschaulicht, der das Zusammenkommen und das Networking ermöglicht und auch einen Wissenstransfer unter den Akteuren der Branche herstellt.

In den letzten Jahren sah sich die Immobilienbranche jedoch mit tiefgreifenden Änderungen konfrontiert. Die Projektvolumen sind hoch wie nie, die Investmentvolumina haben ungekannte Dimensionen erreicht und die Digitalisierung krempelt die ganze Branche um. Das Geld ist dank Niedrigzins billig zu haben - und das ist die conditio sine qua non der Immobilienwirtschaft.

Doch was sind die Trends 2017? Wohin wird die Reise gehen? Werden wieder Rekorde gebrochen? Geht die Reise irgendwann bergab? Oder bleibt alles beim Alten? 

Diese Fragen sind von großer Bedeutung für die Messebesucher der EXPO REAL. Mehrere Themenkomplexe zeichnen sich als aktuelle Trends ab und geben wohl die Stoßrichtung für die Zukunft vor.

TREND #1 – DIE DIGITALISIERUNG

Auch in diesem Jahr prägt die Immobilienwelt kaum ein anderes Thema so stark wie die allgegenwärtige Digitalisierung. Genauso wie die Frage, was es mit dem Begriff eigentlich auf sich hat. Die Branche muss aufpassen, ihr Potenzial nicht zu verschenken, denn ausgerechnet bei den Themen Digitalisierung und Innovation – zwei Faktoren für zukünftiges Wachstum – sind immer noch wesentliche Defizite sichtbar.

abei ist fast jeder Bereich der gesamten Wertschöpfungskette von der Digitalisierung betroffen – angefangen von der Gebäudetechnik, über Facility Management und den Maklerbereich bis hin zum milliardenschweren Investmentbereich. Die Kenntnisse innerhalb der Immobilienunternehmen in verschiedenen digitalen Themenfeldern weichen noch deutlich voneinander ab. Sei es im Bereich Big Data, Predictive Analytics, Blockchain, Sensorik, Mensch-Maschine-Schnittstellen oder Robotik – die Marktakteure müssen diese Themenfelder und die ihr zugrundeliegenden Anwendungen in ihr Unternehmen integrieren und ihre Prozesse entsprechend modifizieren.

Basierend darauf müssen sie neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die beispielsweise eine Erhebung aller relevanten Gebäudedaten in Echtzeit ermöglichen. Digitale Alleinstellungsmerkmale zu gewinnen, das ist eine der wichtigsten Bedingungen für die Zukunftssicherheit des eigenen Unternehmens. Manche Teilbranchen dürften sich den kommenden Jahren immerhin von Grund auf verändern. Zum ersten Mal wird bei der Expo Real das Thema Start-ups und PropTechs in den Vordergrund gestellt. Laut aktuellen PropTech-Studien heißt der Top-Trend der kommenden Jahre ‚virtuelle Besichtigungen‘. Da wird auf der Messe sicher ein Vorgeschmack zu sehen sein.

TREND #2 - WOHNEN NACH WIE VOR MEGATHEMA

Das Thema Wohnen wird auf der Messe-Plattform als dauerhaft wichtiges Thema der Branche mit allen Aspekten wie zum Beispiel der Schaffung bezahlbaren Wohnraums bespielt. Denn die Zuwanderung bedeutet vor allem, dass es immer mehr Menschen in die wirtschaftlich blühenden Städte zieht und dort entsprechend Wohnraum benötigt wird.

Gewerbeimmobilien hingegen sind in den A-Cities mittlerweile rar. Besonders im Büro- oder Hotelsektor sind jüngst vor allem Forward-Deals vorherrschend. Kaum ist ein Projekt in Entwicklung, wird schon gekauft und das oft zu Mondpreisen, die bereits die Dimensionen einer fertiggestellten Immobilie erreichen. Daher suchen viele Investoren nach anderen Anlagemöglichkeiten.

Das hat auch das Thema Wohnen wieder verstärkt in den Vordergrund gerückt – sowohl von Seiten der Investoren wie auch der Entwickler. Insbesondere in den Metropolen wie München, Hamburg und Berlin ist Wohnraum Mangelware. Die kürzlich veröffentliche Berliner Wohnungsbauprognose geht von einem Bedarf von 194.000 zusätzlichen Wohnungen bis zum Jahre 2030 aus. Es gilt, zum einen dieser Wohnungsknappheit mit Neubau zu begegnen, zum anderen sind die Renditen immer noch etwas höher sind als bei Gewerbeimmobilien, die aufgrund der hohen Preise immer mehr unter Druck geraten.

Projektentwickler wie die Berliner SANUS AG sehen nach wie vor gute Möglichkeiten in der Hauptstadt. „Es gibt aus unserer Sicht nur eine Möglichkeit, dem zunehmenden Wohnraummangel in Städten wie Berlin zu begegnen: Neubau! Die Preise sind rapide gestiegen, das ist schlicht und einfach die Folge der drastisch erhöhten Nachfrage. Das ist das Einmaleins der Marktökonomie“, so Siegfried Nehls, Vorstand SANUS AG. „Gemeinsam mit der Politik und den städtischen Wohnungsbaugesellschaften sind private Investoren dazu bereit, den dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Das ist eine Herausforderung, die nur gemeinsam zu bewältigen ist.“

TREND #3 – IMMER NOCH DER BREXIT

Es ist weiterhin unklar, was die konkreten Ergebnisse und Folgen der Verhandlungen zum EU-Austritt Großbritanniens sind. Absehbar ist aber schon ein deutlicher Aufschwung für die Bürostandorte in Kontinentaleuropa. Finanzmetropolen wir Frankfurt am Main werden zunehmend interessant, bedeutende Bankhäuser, wie etwa Morgan Stanley, Goldman Sachs, sogar die Royal Bank of Scotland, haben bereits ernstzunehmende Abschiedsbekundungen geäußert. Viele haben bereits erste Vorbereitungen getroffen und angekündigt, Tausende Mitarbeiter ins EU-Gebiet abzuziehen.

Hinzu kommen noch die EU-Behörden, die London verlassen müssen – wie etwa die Europäische Arzneimittelbehörde EMA oder die Europäische Bankenaufsicht (EBA), für die sich in erster Linie Frankfurt am Main, aber auch Mailand und Paris interessieren. Auch wird damit gerechnet, dass die Investments in London sukzessive nachlassen und verstärkt auf dem Kontinent stattfinden werden. Deutschland hat London bereits als Topinvestmentstandort bei Büros überholt.

Das Transaktionsvolumen überstieg nach vorläufigen Zahlen in den ersten neun Monaten 2017 auf dem Büro- und Gewerbemarkt das Vorjahresergebnis deutlich. Deutschland kann im Vergleich zu Großbritannien mit Stabilität punkten, denn nach wie vor gilt der deutsche Immobilieninvestmentmarkt als sicherer Anlagehafen für internationale Investoren. Die Ergebnisse der Bundestagswahl 2017 deuten darauf hin, dass eine neue Regierung den weltoffenen Kurs fortsetzt wird und Deutschland sich weiterhin internationalen Investoren gegenüber aufgeschlossen zeigt.

TREND #4 – B-LAGEN WERDEN IMMER BELIEBTER

In den main cities haben die Immobilienpreise zum Teil schon schwindelerregende Höhen erreicht. Die Renditen sind dafür in Talfahrt. Viele erwarten für die A-Cities und andere Premium-Lagen keinen signifikanten Wertzuwachs. Doch abseits der Top-Lagen in den üblichen Hotspots Berlin, München und Hamburg können Käufer und Anleger noch Schnäppchen machen.  Das Risiko, in solche Standorte zu investieren, ist mittlerweile relativ niedrig, da auch diese steigende Bevölkerungszahlen aufweisen.

Im ersten Halbjahr 2017 machten die sieben Top-Cities Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf insgesamt 60 Prozent des Transaktionsvolumens am Immobilienmarkt aus. In Städten wie München, Frankfurt oder Stuttgart sind die Risiken eines Immobilieninvestments sehr gering. Da jedoch die Preise so stark gestiegen sind, sind dort auch die erzielbaren Renditen mittlerweile deutlich niedriger. B-Städte wie Osnabrück, Wolfsburg oder Flensburg dagegen sind die Gewinner, denn sie bieten die besten Gelegenheiten, weil das Verhältnis zwischen Risiko und Rendite noch stimmt.

TREND #5 –ANFORDERUNGEN AN BÜRO- UND GEWERBEFLÄCHEN

Es kommt längst nicht mehr nur auf Größe und Zuschnitt an. Das Verknüpfen von Flächen mit zeitgemäßen Serviceleistungen ist ein Trend, der sich über verschiedenste Nutzungsbereiche erstreckt. Im Bürosegment drückt er sich vor allem im Aufkommen von Coworking Spaces aus. Die Nutzer mieten nicht mehr nur die Fläche, sondern gleichzeitig auch die nötige Büroinfrastruktur und Serviceleistungen. Aufenthaltsqualität ist das wichtigste Kriterium – die Arbeitenden müssen sich wohlfühlen. Ähnliches gilt für Hotels.

Die Lobby als sozialer Raum gewinnt im Vergleich zur Raumgröße immer stärker an Bedeutung. Auch Shopping-Center müssen ihren Kunden einzigartige Einkaufserlebnisse bieten. Neben umfangreichen Serviceleistungen ist es vor allem wichtig, Schnittstellen zwischen analoger und digitaler Shoppingwelt einzurichten.

Experten wie Siegfried Nehls sich einig, dass ein Ende des Booms nicht abzusehen ist. Der deutsche Immobilienmarkt hat noch viel Potenzial und die internationale Anziehungskraft wird weiter zunehmen. „Der Großraum Berlin gehört zu den Regionen, in denen die Immobilienpreise bis 2030 weiter steigen – oder zumindest stabil bleiben“, sagt Siegfried Nehls. „Die Preise sind gestiegen, aber Berlin hat einfach viel Nachholbedarf im Vergleich zu anderen Metropolregionen. Eine Immobilienblase ist aus meiner Sicht nicht zu befürchten.“

Dienstag, 3. Oktober 2017

Sanus AG: - Berliner Speckgürtel legt weiter zu: Immer mehr Menschen weichen ins Umland aus


                                                 Q: Wikipedia, Jorgens, CC BY-SA 3.0

In Berlins Innenstadt wird es immer enger: Mehr als eine Viertel Million Menschen strömte in den fünf Jahren von 2011 bis 2016 in die Stadt, wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg in der vergangenen Woche mitteilte. Ein Trend, der sich weiterhin fortsetzen und sogar verstärken wird, davon gehen sämtliche Prognosen aus. Die Baugenehmigungszahlen halten schon lange nicht mehr Schritt mit dem Bedarf, im ersten Quartal 2017 sind sie sogar zurückgegangen. Branchenkenner werfen der rot-rot-grünen Politik vor, ein schlechtes Klima für den privaten Wohnungsbau zu erzeugen.

Damit rücke das Ziel, bis 2030 194.000 zusätzliche Wohnungen zu schaffen, schlichtweg in unerreichbare Ferne. Denn, auch da sind sich die Experten einige, ohne private Entwickler wird es unmöglich, den dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. 

Die Folge: Wohnungen werden knapper und damit natürlich auch teurer, so dass immer mehr Menschen, vornehmlich Familien und Senioren, in das Berliner Umland ausweichen. Dort ist der Baugrund nicht nur ungleich günstiger, die Gemeinden und Regionen haben die Gunst der Stunde erkannt. Die Argumente für ein Wohnen im Berliner Umland sind nicht von der Hand zu weisen: Leben im Grünen, weniger Verkehr und Lärm, die Hauptstadt direkt vor der Tür – von den bezahlbaren Preisen ganz zu schweigen. Städte wie Großbeeren, Wustermark oder Schwante sind idyllisch, verfügen über eine gute Infrastruktur und sind verkehrstechnisch gut erreichbar. Ein wichtiger Faktor, denn wenn die Anbindung funktioniert, sind Brandenburgs Städte eine echte Alternative zum Wohnen in Berlin.

„Solche Ausweichbewegungen ins Umland sind nicht die Reaktion auf die kooperative Baulandentwicklung oder den Mangel an Bauland. Der Grund ist das rapide Wachstum der Berliner Bevölkerung, dem die Bautätigkeit nicht hinterher kommt“, so Siegfried Nehls, Vorstand der SANUS AG. „Berlin verfügt über ausreichend Bauflächen.“

Tatsächlich gehen Schätzungen von genügend Flächen für etwa 300.000 Wohnungen aus. Das Potenzial muss eben auch genutzt werden. „Bauen ist langwierig! Um auf den rapide gestiegenen Bedarf zu reagieren, braucht es seine Zeit“, sagt Nehls. „Die Bauwirtschaft hat in den vergangenen Jahren viel vollbracht. Die SANUS AG hat seit 1996 über 5.000 Wohneinheiten realisiert und einen Mangel an Bauflächen sehe ich in Berlin nicht. Daher  bin ich zuversichtlich, dass sich die Unternehmen auch in Zukunft gemeinsam mit der Politik und den Menschen der Herausforderung stellen werden.“

Letztlich ist es immer eine persönliche Entscheidung – nicht jeder will mitten in einer Metropole leben. Berlin wird nicht umhin kommen, zusätzlichen Wohnraum in der Innenstadt zu entwickeln. Und doch wird das Leben im Umland für viele eine Alternative sein -  nicht nur wegen der günstigeren Preise. Schließlich profitiert die Metropole von einem vitalen Umfeld - und dieses hat wiederum die Großstadt direkt vor der Tür.

Ein solches Verhältnis kann symbiotisch sein, wenn die Zusammenarbeit stimmt. Die Stimmen, die eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Berlin und Brandenburg fordern, werden daher immer lauter. „Berlin und Brandenburg können die Zukunft nur gemeinsam bewältigen. Das betrifft vor allem die Flächen- und Verkehrsplanung, die besser aufeinander abgestimmt werden müssen.

Der Ausbau des Nahverkehr hat oberste Priorität“, so das Statement des BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V.